Erkenntnisse der Neurowissenschaften lassen sich in Führung und Organisation nutzen. Das haben Karin Allport und Axel Esser von HGS im September 2016 in einem Seminar an der HEC Paris (Hautes Etudes Commerciales de Paris) erläutert. Teilnehmer waren Nachwuchsführungskräfte aus dem technischen Bereich eines internationalen Unternehmens.
Mit zunehmend dynamischen Geschäftsprozessen müssen Führungskräfte immer flexibler auf wechselnde Bedingungen reagieren und in kurzer Zeit weitreichende Entscheidungen treffen. Für diese wachsenden Anforderungen bringt unser Gehirn die optimalen Voraussetzungen mit.
Dass die Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn sich das ganze Leben lang neu bilden und vernetzen können, ist eine relativ junge Entdeckung, Forscher sprechen auch von der Plastizität des Gehirns. Sie ist Voraussetzung für die ganze Vielzahl von Faktoren, die zusammengenommen die mentale Agilität ausmachen.
Dazu gehören Selbstregulation, Kreativität, Resilienz und fluide Intelligenz, also die Fähigkeit zu lernen, Muster zu erkennen und Probleme zu lösen. Agiles Denken und Handeln schlägt sich darüber hinaus in den exekutive Funktionen nieder, etwa in der Steuerung des Verhaltens je nach den Anforderungen, die die Umwelt mit sich bringt.
Die mentale Agilität eines Individuums zeigt sich im Spannungsfeld zwischen zwei Polen, so Axel Esser: „Zwar neigt das Gehirn zum Denken in Automatismen und eingefahrenen Pfaden. Andererseits ist es jedoch neugierig auf Abwechslungen. Die Freude an Innovation und unbekannten Herausforderungen ist Grundlage für agile Führung und Organisation.“
Den Teilnehmern eröffnete das Seminar mit seinem Blick über den fachlichen Tellerrand ganz neue Perspektiven, resümiert Axel Esser: „Je besser Führungskräfte über diese neuronalen Zusammenhänge Bescheid wissen, desto gezielter können sie ihre mentalen Fähigkeiten trainieren und einsetzen.“